Sonntag, 7. April 2019

Schlussetappe nach der Schlussetappe


Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Die erste Maßnahme am Tag eins nach dem Cape Epic ist das Aufsuchen des Krankenhauses zum Röntgen meiner rechten Hand. Laura hatte nach Etappe zwei die Verdachtsdiagnose „Kahnbeinbruch“ gestellt und wollte mich unmittelbar in die Notaufnahme schicken. Ich hatte damals auf „geprellt“ plädiert, und konnte mit Hängen und Würgen und nur unter der Auflage, sofort nach dem Cape Epic zum Röntgen zu gehen, diesen Gang abbiegen. Nun komme ich aber nicht mehr drum herum und darf ungewollt einen näheren Blick auf das südafrikanische Gesundheitssystem werfen. Dabei fällt zunächst die aus Deutschland bekannte hochgradig ineffiziente Nutzung von Ressourcen auf. Bis ich endlich meine Hand auf die Röntgenplatte legen darf, werden je zweimal Blutdruck und Sauerstoffsättigung gemessen und ein EKG abgenommen. Immerhin komme ich um‘s große Blutbild drum herum. Meine Hand hat indes keiner auch nur eine Sekunde lang inspiziert. Im Röntgen sieht man, dass man nichts sieht – zumindest kein gebrochenes Kahnbein. Sag ich doch. Wenn die Symptome nicht besser werden würden, solle ich in einer Woche nochmal zum Ultraschall kommen. Zuhause schlägt Laura die Hände über dem Kopf zusammen und erläutert mir, dass mit der Art- und Weise, wie die Röntgenaufnahmen gemacht wurden, die Wahrscheinlichkeit einen Kahnbeinbruch zu übersehen gegen eins geht; und das ein Ultraschall in meinem Fall die sinnloseste weiterführende diagnostische Maßnahme überhaupt ist und ein CT angebracht sei. Letzteres vermutete mein Verstand auch schon; aber wer weiß schon, was die hier für tolle Technik haben. Wie dem auch sei, letzten Montag geht‘s wieder ins Krankenhaus, da die Hand nicht gewillt zu sein scheint, sich zu bessern. Dort stellt man erstmal fest, dass ein Ultraschall eine sinnlose diagnostische Maßnahme ist und schwenkt auf CT um. Dass mein rechtes Kahnbein nunmehr aus zwei Teilen besteht, sehe selbst ich im CT auf den ersten Blick. Mist (dass sie recht hatte). Der befundende Orthopäde will mich für die nächsten Monate in Gips stecken. Laura schlägt in Anbetracht des CTs wieder die Hände über dem Kopf zusammen und erläutert mir, dass mit dieser Verfahrensweise die Wahrscheinlichkeit, dass ich mindestens für ein paar Jahre, wenn nicht lebenslang, mit dem Kahnbein laboriere gegen eins geht. Diese Einschätzung wird vom hinzugezogenen Experten bestätigt. Also beginnen wir mit der Suche nach einem Handchirurgen in Kapstadt, der in der Lage ist, kompetent eine Schraube in mein Kahnbein zu drehen. Gut, wenn du jemanden kennst, der jemanden kennt, der einen Handchirurgen kennt. Ich bekomme schon am nächsten Tag (diesen Mittwoch) abends einen Termin. Es wird dort sofort klar, dass ich ein Upgrade von der Medizin dritter in die Medizin erster Klasse bekommen habe. In einem Land wie Südafrika ist es überflüssig zu erwähnen, dass man den Eintritt dorthin mit der Kreditkarte erhält. Von da an geht es wie am Schnürchen. Verschraubt wird am Donnerstagmorgen. Die einzige Ungereimtheit besteht darin, dass das mit Digitaltechnik ausgestattete Schließfach, in welches ich vor der OP meine Klamotten und Wertsachen eingeschlossen habe, den Dienst versagt. Die Haustechnik ist ratlos und ich bin nach der OP nackt. Letztlich bleibt keine andere Lösung als den Schraubenzieher zu nehmen und das Schließfach aufzubrechen. Moderne Technik halt. Nun bleibt zu hoffen, dass zusammen wächst, was zusammengehört. Letzteres ist nicht ganz selbstverständlich, da ich mir, wie sollte es anderes sein, das Kahnbein am „schlechten“ Ende gebrochen habe. Und dieser Frakturtyp neigt wohl ganz stark dazu, sich nicht wieder zu vereinigen. In jedem Fall bin ich erstmal „doubly screwed“ (Übersetzungshinweis für die Oma: „screwed“ heißt auf Englisch zum einen „verschraubt“ und zum anderen „aufgeschmissen“) und muss mein Wintertraining vorerst auf die Rolle verlagern ...


Nach dieser etwas länglichen Beschreibung meiner persönlichen Schlussetappe nach der Schlussetappe nun zur eigentlichen, zugegebenermaßen eher nüchtern abgefassten „Nachlese“ zum Cape Epic. Dieses war schon ein ziemlich verrücktes Erlebnis für uns. Erst Hoffen und Bangen wir, ob wir überhaupt starten können. Und dann gewinnen wir den Prolog überlegen und haben nach der brutalen ersten Etappe schon ein gutes Zeitpolster. Das kam doch alles ziemlich überraschend und unerwartet. Nach diesem fulminanten Beginn waren wir dann in der günstigsten Situation nicht „auf Krawall“ fahren zu müssen. Umso ärgerlicher war es, dass wir uns noch durch Lauras falsche Hosenwahl (es ist ist mir ein Rätsel, wie die bis dahin ungetragene Hose mit bisher unerprobtem Sitzpolster überhaupt in ihre Tasche gekommen ist) und meinen Griff in den Dreck auf Etappe zwei noch in die Bredouille brachten. Und umso erleichterter waren wir, als wir in Val de Vie schließlich auf die Zielgerade einbogen. Irgendwie konnten wir das Kind noch schaukeln, aber es hätte keine Etappe mehr sein dürfen.

Eine ganz neue Erfahrung für uns war das Medieninteresse während und auch nach dem Cape Epic. Uns hat das einige Male an die organisatorische Grenze gebracht. Als lausige Amateure waren wir da zeitweise ganz schön überfordert. Und ich muss auch sagen, dass es zwar interessant war – aber ständig möchte ich das nicht haben. Für das unbeschreibliche Gefühl beim Überqueren der Ziellinie es geschafft zu haben, bleibt einfach kein richtiger Platz mehr, wenn du unmittelbar nach dem Rennen darüber nachdenken musst, wie du möglichst schnell wieder sauber und interviewbereit wirst und wie du es schaffst, zur rechten Zeit zur Siegerehrung zu erscheinen. Und zumindest für mich ist dieses Gefühl mutmaßlich einer der maßgeblichen Gründe, weshalb ich mich ständig wieder an der Startlinie stehend wiederfinde (um dort selbstverständlich darüber nachzugrübeln, was ich dort verloren habe). Das bringt mich auch gleich zur Frage der Fragen, die uns in den letzten beiden Wochen zig-mal gestellt wurde: Nochmal? Nun, fragt uns das in einem halben Jahr nochmal. Auf der einen Seite war es ein Riesenerlebnis. Aber auf der anderen Seite war es auch ein massiver Kraftakt. Meine Erfahrung ist zwar, dass man Letzteres recht schnell vergisst, aber warten wir es mal ab ...

Zum Abschluss möchten wir nun noch allen danken, die unser Projekt „Cape Epic 2019“ unterstützt haben. Insbesondere sind da die Sponsoren, die uns finanziell unter die Arme gegriffen haben. Und dann sind da noch meine Eltern, die die eigentliche Schlacht geschlagen und auf die Kinder aufgepasst haben (einige Male haben wir auf den Etappen gewitzelt, dass es eigentlich viel cleverer wäre, die maximale Zeit für die Etappen auszunutzen, um möglichst lange kinderfrei zu haben).

Sonntag, 24. März 2019

Geschafft (mit letzer Kraft)

Heute morgen ist die Stimmung wieder suboptimal. Lauras Halsschmerzen sind nicht wirklich besser geworden über Nacht. Den anderen scheint es aber nicht viel besser zu gehen, denn es ist nach dem Startschuss recht still im Feld. Die Stille wird nur durch den lauten Ausruf „Legs are grey“ von Erik Dekker (man hat den Eindruck, hier vom halben ehemaligen Team Rabobank umgeben zu sein) unterbrochen. Ein anderer Fahrer kommentiert das mit „No worries, at the end of the day they‘ll be brown“. Wir müssen schon am ersten Berg einsehen, dass es heute für uns nur noch darum geht, dass Ziel zu erreichen. Laura kann nur schwer atmen und ihre Sitzprobleme sind nochmal deutlich schlimmer geworden. So wird es für sie eine ziemliche Quälerei über die eigentlich schönen Trails. Das gute an der Sache ist natürlich, dass wir seeehr defensiv fahren und damit ein Defekt sehr unwahrscheinlich ist. Nach mehr als 3,5 Stunden Fahrzeit kommt schließlich mit Val de Vie das Ziel in Sicht. Laura ist so kaputt, dass ich ihr auf der Zielgerade den Arm zum Jubeln hochheben muss. Für mehr als Gesamtplatz vier auf der Etappe reicht es heute nicht, aber das ist uns egal, denn wir sichern uns trotzdem den Gesamtsieg mit mehr als 35 Minuten Vorsprung auf Oscar Freire und Natalia Fischer. Nach Zieldurchfahrt und Champagnerdusche wird es für uns lausige Amateure ohne Betreuerstab dann alles etwas hektisch. Zügiges Saubermachen, Interview, Interview, irgendwo Fahrräder loswerden, ab zur Siegerehrung. Letztere ist generalstabsmäßig durchgeplant. Hinter der Bühne werden die jeweils nächsten per Mikrofon in eine Call-Up-Area aufgerufen. Das macht alles ein bisschen den Eindruck wie das Wartezimmer beim Arzt. Beim abschließenden Foto mit allen Siegern lege ich beinahe noch medienwirksam den Stunt des Tages hin, weil ich auf dem ganzen Champagner auf der Bühne ausrutsche und mich nur geradeso auf den Beinen halten kann. Anschließend folgt mit dem Einpacken der Autos Etappe Nummer acht. Wir bewältigen das souverän. Für die Heimfahrt trifft das allerdings nicht mehr so ganz zu, weil wir uns verlieren und meine Eltern in Kapstadt umherirren. Letztlich wird auch dieses Problem gelöst und wir landen wohlbehalten wieder im trauten Heim. Jetzt sind wir doch alle gut abgearbeitet und wollen eigentlich nur noch ins Bett. Mal sehen, ob ich morgen in der Vorlesung die Kreide halten kann ...

An dieser Stelle möchte ich auch schon einmal ein großes Dankeschön an alle Sponsoren und Unterstützer, die unser Unternehmen Cape Epic unterstützt und möglich gemacht haben, aussprechen. An erster Stelle sind dabei meine Eltern zu nennen, die die ganze Woche mit uns unterwegs waren und auf die Kinder aufgepasst haben – sowohl wenn wir unterwegs waren als auch wenn wir nicht mehr dazu in der Lage waren.

Wenn in ein paar Tagen die Wunden geleckt und die Woche verarbeitet sind, gibt es nochmal eine Nachlese zu unserem Projekt Cape Epic. Bis dahin!

Unser Zieleinlauf im Video: hier
Unser Zielinterview im Video: hier


Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Xavier Briel/Cape Epic

Photo by Nick Muzik/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Samstag, 23. März 2019

Ein Tag verbleibt ...


Heute schreibe ich, Sebastian, mal wieder Blog – und zwar nach dem Einfinger-Rotationssuchprinzip mit links. Das Cape-Epic ist schon für gesunde Handgelenke eine echte Herausforderung. Wenn dann auch nur die kleinste Störung vorliegt, wird es interessant. Entsprechend wird das Handgelenk weiterhin soweit es geht geschont.
Die Nacht verläuft für uns sehr ungemütlich, weil es im Apartment nur so von Mücken wimmelt. Laura erlegt in der Nacht ein geschätztes Dutzend davon. Ich selbst ziehe es vor, mich stechen zu lassen. Denn wie heißt es so schön: Wenn ein Radsportler nicht fährt, liegt er oder isst (und Letzteres bestenfalls im Liegen). Unerfreulicherweise stellen sich bei Laura über Nacht auch Halsschmerzen ein, was ein wenig auf die Morgenstimmung drückt. Man muss dazu aber sagen, dass ein irritierter Hals beim Cape Epic bedingt durch Staub und Trockenheit nicht wirklich selten ist.
Am Start sind wir heute mal pünktlicher als sonst. Die Etappe hat es mit 89 km und 2650 Höhenmetern in sich. In Höhenmeter pro Kilometer gerechnet ist es auch die Heftigste. Dazu kommt, dass die Anstiege durch die Weinberge generell extrem steil sind, was einen häufig zu Trittfrequenzen in der Größenordnung von 40-50 1/s zwingt. Der Start direkt in den längsten Berg des Tages erfolgt als gäbe es kein Morgen. Keine Ahnung, was die Leute sich denken, aber soviel ist klar: Es wird sich für die Meisten rächen (tut es auch). Wir versuchen es etwas ruhiger angehen zu lassen, auch wenn wird dadurch in den ersten Trails des Tages die Parkkarte ziehen. Das auf Gesamtrang drei befindliche amerikanische Mixed-Team versucht mit der Brechstange nochmal die auf Platz zwei liegenden Spanier zu attackieren und sie liegen zu Beginn vor uns. Allerdings ist deutlich erkennbar, dass der Mann im Team oberhalb seiner Fähigkeiten unterwegs ist. So sind wir bald wieder dran. Just in dem Moment verabschieden sich die Amerikaner, die auch in den Abfahrten ordentlich Risiko gehen, mit Defekt nach hinten. Wir behalten dagegen das angeschlagene Tempo bei. Lauras Sitzprobleme werden zwar nicht unbedingt besser, aber sie kämpft sich tapfer durch. Alle Trails des Tages (was ziemlich viele sind) kennt zumindest einer von uns. Es ist mental recht hilfreich, wenn man weiß, was einen erwartet. So streben wir unentwegt dem Ziel entgegen, während das Quecksilber dem Siedepunkt entgegenstrebt. An der letzten Welle vorm Ziel nehme ich mir mit Laura im Schlepptau nochmal richtig das Leben. Man(n) muss ja mal prüfen, was noch geht. Im Anschluss führt mich Laura noch richtig schön vor, als ich mich nach ihr umdrehe und sie auf der anderen Seite an mir vorbeizieht (alles zu sehen hier). Im Ziel dürfen wir uns dann über unseren nächsten Etappensieg freuen.
Morgen wartet dann die letzte Etappe und wenn nicht noch etwas gravierendes Unvorhergesehenes geschieht, sind wir optimistisch, dass die 50 Minuten Polster auf die Spanier Natalia Fischer und Oscar Freire reichen.

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Schiene für die Hand auf afrikanisch

Freitag, 22. März 2019

Heute sind wir wieder dran

Sebastian schont seine Hand, darum schreibe ich, Laura, heute wieder.
Heute ging es für uns über 100 km auf der „Queen Stage“ (also derjenigen mit den meiten Höhenmetern – 2850 an der Zahl) nach Stellenbosch. Mein Sitzfleisch wurde schon während der zweiten Etappe arg in Mitleidenschaft gezogen, da ich im Kerzenschein bei Loadshedding versehentlich eine bis dahin ungetragene Radhose erwischt hatte. Das mit dem Sitzen wurde seitdem wie zu erwarten eher schlechter als besser, sodass ich vor der Etappe nicht so recht wusste, wie das klappen sollte. Gestern wurde noch ein anderer Sattel montiert, denn es konnte nur besser werden. Auf jeden Fall war ich bis kurz vor knapp noch im Toilettenhäuschen zugange um zentimerterdick Sitzcreme aufzutragen während Sebastian mit den Hufen scharrte. Doch wir schafften es, wie so oft, gerade noch rechtzeitig und durften uns wieder ganz vorne an den A-Startblock stellen. Das hat schon was.
Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang heute morgen, doch so richtig konnte ich es nicht genießen. Die Männerteams gaben Vollgas und meine noch ohne große Schmerzen (in den Beinen) abrufbare Leistung reichte nicht so recht um da gut mitzuhalten. Kurz gesagt, ich ging schon am Anfang am Stock, wobei mir gehen in jedem Fall lieber als auf dem Sattel sitzen gewesen wäre.
Ich war froh, als Sebastian dann entschied, dass wir die anderen fahren lassen und unser eigenes Ding machen. Dann konnte ich auch einen Blick nach rechts und links werfen um diese atemberaubende Landschaft heute zu genießen, die ein Südafrikaner mit „Schie“ betitelte. Wir bringen dem ein oder anderen also auch noch ein bisschen Erzgebirgisch bei.
Nach ca. 40 km erwartete uns „Gantouw Pass“. Sebastian war der vom 2014er Epic mit seinem Bruder noch im schlechter Erinnerung. Heute war es trocken und so konnten wir die Pflichtschiebe/-tragepassage über 1,1 km ohne nennenswerte Einbußen bewältigen. Von da an ging es wellig entgegen dem King‘s Climb. Adelheid Morath und Candice Lill kamen am Berg angeflogen, wurden in der Ebene wieder abgehängt, aber fuhren am Berg wieder an uns ran. Der folgende Downhill über die Helderberg Trails war schön und lang, zu lang für unseren körperlichen Zustand. Aber wir kamen unten an. Von da an ging es bergauf und bergab durch meist Weinberge gen Ziel. Als ich ein paar Bodenwellen sehr unsanft traf und vor Schmerzen Sterne sah, musste ich mal ganz laut schimpfen. Ich weiß, dass Sebastian das ganz und gar nicht mag, aber danach ging‘s mir wieder besser und ich denke, er hat mir mittlerweile verziehen.
Gen Ende wurde es zäh, aber es ist schon erstaunlich, wozu Geist und Körper auch nach vielen Tagen noch imstande sind.
Kurz, wir kamen ins Ziel und konnten die Etappe noch einmal gewinnen. Oscar und Natalia sind heute anscheinend sehr stark gefahren und nicht mal zwei Minuten hinter uns ins Ziel gekommen.
Am Abend steckt uns noch der Cape-Epic-Küchenchef Gino (der zufällig zu Oscars Hochzeiten in Diensten von Team Rabobank war), dass er Oscar am letzten Wasserpunkt ein kleines Glas Wein angeboten hat, welches dieser im Fahren nahm und austrank. Nach der Siegerehrung fragt Sebastian folgerichtig Oscar, ob er auch ein Glas Wein von Gino am letzten Wasserpunkt angeboten bekommen habe und fügt hinzu, dass er fast die ganze Flasche geleert habe, aber am letzten Rest gescheitert sei  …

P. S.: Unser Siegerinterview von heute gibt es hier ab 3:48:40 h.

Donnerstag, 21. März 2019

Heute gewinnen Andere

Um Sebastians lädierte Hand so gut es geht zu schonen, wird mir, Laura, heute die Aufgabe zuteil den Blog zu schreiben.
Mit Tag 5 stand heute ein im Vergleich zu den anderen Etappen kurzes Zeitfahren auf dem Tagesplan. Für uns bedeutete das auch eine Stunde länger schlafen. Die erste große Hürde des Tages ist oft das Frühstück. Sebastian kämpfte vorher schon mit Übelkeit, doch das legte sich zum Glück schnell wieder. Nahrungsaufnahme und Toilettengänge sind in den letzten Tagen sehr in den Mittelpunkt gerückt, doch wir sind froh, im Vergleich zu anderen Teams in dieser Hinsicht noch ganz gut dabei zu sein.
Die sehr schöne, abwechslungsreiche Strecke mit vielen Trails und kurzen, knackigen Anstiegen ist mit meinen Fähigkeiten nicht kompatibel. Spritzigkeit habe ich wenig und erst recht nicht nach 4 Etappen. Dadurch war es heute auch schwer eine zügige Gruppe zu halten und wir machten bis ins Ziel unser eigenes Ding. Die 2 Minuten Rückstand, die wir im Wesentlichen auf den letzten 10 km kassiert haben, gehen dafür voll in Ordnung. Gewinnen konnten das Zeitfahren die Amerikaner vor Oscar Freire und Natalia. Dadurch bauen die Amerikaner ihren Vorsprung vor den Spaniern in der Gesamtwertung aus, 43 Minunten hinter uns.
Nun versuchen wir unsere Wunden zu lecken und die Beine ein wenig hochzulegen um ordentlich durch die morgige „Queen stage“ zu kommen, die uns über 100 km nach Stellenbosch bringen wird.
Darauf freuen wir uns besonders, denn wir haben doch schon den ein oder anderen Abstecher dorthin gemacht und kennen ein paar der uns erwartenden Passagen.

Hier das Resultat unserer gestrigen Interviewaktivitäten: 


Mittwoch, 20. März 2019

Wieder kein Feindkontakt

Die Startvorbereitungen verlaufen heute etwas hektisch. Der Grund ist, dass es auf der Anfahrt zum Start massiven Stau gibt und wir viel zu spät vor Ort sind. Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es zum Call-up. Warmgefahren sind wir nicht, aber es stellt sich heraus, dass dies auch keine Rolle spielt, da die ersten 15 Minuten neutralisiert sind. Weiterhin zeigt sich, dass mein Handgelenk hinreichend gut funktioniert. Darüber hinaus zeigt sich aber auch, dass ich bei meiner Vorderradbremse stets erstmal ins Leere greife und Pumpen muss, bis eine Bremswirkung einsetzt. Lauras Schaltwerk macht außerdem sehr merkwürdige Dinge. Beides war gestern Abend noch nicht der Fall. Im Nachgang der Etappe wird sich herausstellen, dass meine Bremsscheibe massiv verbogen und die B-Screw an Lauras Schaltwerk massiv verstellt ist. Ich will ja niemandem etwas unterstellen. Aber merkwürdig ist das schon, wenn Du abends funktionstüchtige Fahrräder im Bikepark abgibst und sie dann in diesem Zustand wieder heraus holst.
Die Etappe selbst hat es mit 107 Kilometern und 2800 Höhenmetern in sich. Da sich unser Vorsprung im Gesamtklassement vor der Etappe auf über eine halbe Stunde beläuft und uns ja noch einiges bevorsteht, sieht der Plan für heute Kräfte sparen vor. Trotz sehr verhaltenem Start will sich am 800-Höhenmeter-Anstieg zum Groenlandberg kein weiteres Mixed-Team zu uns gesellen. Auch im weiteren Etappenverlauf wird es keinen „Feindkontakt“ geben und so machen wir halt wieder unser Ding. Der auf den Groenlandberg folgende Downhill ist ganz offensichtlich hochgradig materialmordend, sodass wir uns hier sehr zurückhalten. Das gleiche gilt für den Downhill an den anschließenden Berg. In Letzterem stellen wir weiterhin auch fest, dass Alessandro Petacchi und Francesco Chicci dringenden Fahrtechnik-Nachholbedarf aufweisen. Das Wetter ist äußerst bescheiden und ich klappere ziemlich, während Laura sich bekanntermaßen bei diesen Bedingungen pudelwohl fühlt. Das Mittelstück der Etappe sieht ein wenig Kilometermachen vor, bevor es im letzten Drittel richtig spaßig wird. Kondition ist dort nur noch gelegentlich welche gefragt. Vielmehr geht es nur noch darum, den Körperschwerpunkt in angemessener Weise wahlweise nach links, rechts oder hinten zu verlagern (nach vorne kommt nicht so gut …). Ich kann im Ziel kaum glauben, dass wir über fünfeinhalb Stunden unterwegs waren, so kurzweilig war die Etappe. Wissen  konnten wir die Fahrzeit ja nicht, weil ich Lauras G(Armin) im Morgenchaos vergessen hatte und meiner sich nach zwei Stunden Fahrzeit im Schmuddelwetter in die ewigen Jagdgründe verabschiedet hatte. Der Plan kontrolliert zu fahren ist auf jeden Fall voll aufgegangen. Für mich war es dabei geradezu entspannt, weil die Möglichkeiten unsere Ochsenkarrentechnik anzuwenden heute sehr begrenzt waren. Wir haben im Ziel sogar richtigen Appetit, was nach so einer Etappe sehr ungewöhnlich ist – normalerweise muss man sich das Essen eher rein zwingen. Doch zuvor werden wir nach der Zieldurchfahrt erstmal noch zum Live-Interview abgebogen (es wird nicht das letzte Interview an diesem Tag sein). Wie sind dort natürlich geringfügig hilflos (zu sehen hier ab 3:47:52 h; meine Englisch-Lehrerin sagte dazu immer: „Sebastian, I love your Saxon English accent“). . Aber was solls … lausige Amateure halt.
Beim Abendzeremoniell (zu sehen hier) verursachen wir bei „Athlete Services Coordinator“ Nathalie vermutlich einen halben Nervenzusammenbruch, weil wir uns gemeinsam mit Annika und Anna im entscheidenden Moment vor dem schonmal erwähnten Gänsemarsch vor Lachen biegen. Beim gestrigen Abendzeremoniell hatte uns Anna noch gesagt, dass sie es toll findet, wie Laura mich bergauf schiebt und dass sie das bei ihrem Mann genauso machen müsste, wenn sie einmal gemeinsam Mixed fahren würden. Tatsächlich sieht unsere Ochsenkarrentechnik grob betrachtet so aus, als würde Laura mich schieben und sie wird an der Strecke in aller Regel mit „Yes, push him!“ angefeuert. Wir spielen das Ironie-Spielchen (jedenfalls haben wir es bisher immer für ein solches gehalten) selbstverständlich immer fein mit. So kam es, dass Anna Annika offensichtlich sehr glaubhaft den Bären aufgebunden hat, dass Laura mich schiebt. So biegen wir uns eben am Abend vor Lachen über die Story und Annika darf nun auch wieder etwas optimistischer im Hinblick auf die nächste Marathon-WM sein ...

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic (der Fotograf ist wie ein aufgeschreckter Hirsch durchs Unterholz gejagt, um dieses Foto zu machen)




Dienstag, 19. März 2019

Der heutige Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat

... mit Load Shedding. Und das obwohl dieses eigentlich nur zwischen zwei und vier Uhr Nachts stattfinden sollte. Da aber das Load Shedding von Stage 4 auf Stage 2 reduziert wurde, schlägt es nun wieder zwischen 4 und 6 Uhr morgens zu. Selbstverständlich ist heute Abend auch wieder Load Shedding. Kurz fassen muss ich mich heute sowieso, da der Umzugstag von Hermanus nach Oak Valley logistisch etwas komplizierter war.
Die Abläufe vor dem Start klappen heute einwandfrei. Wir sind also lernfähig. Die Etappe beginnen wir ähnlich wie gestern, da es uns nicht vernünftig erscheint, noch langsamer zu starten. Wieder setzen wir uns an die Spitze des Mixed-Feldes. Vor einer sandigen Abfahrt ermahne ich Laura zur Vorsicht und vor allem zum Abstand halten. Ich Trottel halte mich nur selbst nicht an Letzteres und lande flugs um Sand. Ein hinter mir befindlicher Fahrer erläutert Laura, die wie immer bergab vor mir fährt, lautstark, was geschehen ist. Dabei biegt er selbst allerdings erstmal in die Büsche ab. Währenddessen bin ich längst wieder auf dem Rad. Die Erstselbstdiagnose lässt nichts weiter als ein paar Kratzer und ein leicht angeknocktes Handgelenk erahnen. Abgesehen davon läuft es heute bei uns wunderbar. Lediglich Laura kriegt in einem nicht enden wollenden Trail zur Hälfte des Rennens einen Moralischen, weshalb wir erstmal den Anschluss an unsere Gruppe verlieren. Zum Glück lädt der letzte Berg förmlich zur Ochsenkarrentechnik ein und ich kann zu meinem Erstaunen noch erstaunliche Leistungswerte auf‘s Pedal bringen. Flugs sind wir wieder an der Gruppe dran und lernen bei Frischi, dass Srams E-Tap immer noch nicht so recht funktioniert. Mir kommt in den Sinn, dass es bestimmt lustig wird, wenn es anstatt von Doping in naher Zukunft damit los geht, dass sich die Fahrer gegenseitig die E-Tap hacken ...
Wir bringen das Rennen zu Ende und landen heute mit reichlich fünf Minuten Vorsprung auf Oscar Freire und Natalia Fischer wieder auf Rang 1. Bei der Abendprozedur, die wir heute auch souverän bewältigen, erfahren wir, dass Letztere gestern wohl während der Etappe unter akuten Magenproblemen litt. Das erklärt dann auch ihren Zustand im Ziel am gestrigen Tag. Nach der Zieldurchfahrt geht es mit meinem Handgelenk rasant abwärts, was merkwürdig ist, da dieses während der gesamten Etappe keine nennenswerten Probleme bereitete. Adrenalin halt. Zwischenzeitlich fürchte ich schon, morgen nicht mehr am Start zu stehen, da ich nicht einmal mehr meinen Schalthebel bedienen kann. Mittlerweile sieht die Lage aber schon wieder viel besser aus und ich bin mir recht sicher, keine ernsthaften Schäden davongetragen zu haben und morgen eben auf die Zähne beißen zu müssen. Wie Cape Epic mit lädierter Hand geht, weiß ich ja bereits von meinem letzten Start 2016 ... und das war jetzt nicht so schlecht. Hoffen wir, dass es auch diesmal so ist ...
Photo by Sam Clark/Cape Epic

Montag, 18. März 2019

Der heutige Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat ...

... mit Load Shedding (Stromabschaltung, wer sich dazu genauer informieren will, kann sich hier informieren). Seit gestern befinden wir uns wieder in Stage 4 Load Shedding, was bedeutet, dass der Strom ziemlich oft weg ist. So manövrieren wir also morgens um 5 mit dem Handy-Licht sowie Teelichtern durch die Küche, um unsere Haferflocken in kaltem Wasser einzuweichen – ieeeh. Wäre man mal clever genug gewesen, den Gasherd in Betrieb zu nehmen. Vor dem Beginn der Etappe verursachen wir beinahe einen Nervenzusammenbruch bei „Athlete Services Coordinator“ Nathalie, weil wir ja noch nicht so oft, um nicht zu sagen noch nie, ein Führungstrikot beim Cape Epic getragen haben. Bereits früh um 6 kriege ich eine SMS von ihr, dass wir uns vor dem Start in der Call-Up-Area einfinden sollen. Dumm, wenn man nicht weiß, wo die ist. Als erstes fragen wir ganz vorn beim Startblock. Von dort aus schickt man uns nach ganz hinten. Dort wiederum stellt man fest, dass wir nach ganz vorn gehören. Also stellen wir uns vorn hin. Dort wiederum stellt man fest, dass wir dort auch nicht hingehören. Schließlich eilt Nathalie herbei, um uns den rechten Weg zu weißen. Schlussendlich landen wir „just in time“ am richtigen Ort. Von ganz vorne zu starten ist angenehm, da man sich nicht erst durch ein Feld von viel zu schnell startenden, meist sich hoffnungslos selbst überschätzenden Bikern kämpfen muss. So geht es für uns sehr ruhig los. Das entspricht auch unserem Plan, denn wir wissen ja nicht, wie unsere Körper auf den langen Tag reagieren werden. Nichtsdestotrotz sind wir vom ersten Meter an das führende Mixed-Team. Es läuft alles nach Plan. Ungünstig ist, dass sich das nach drei Stunden ändert, weil wir ab dort von einem Moment auf den anderen nur noch im Standgas unterwegs sind. Ein Fahrer, der auf den Spitznamen „Frischi“ hört, versucht uns zu motivieren. Aber es ist längst zu spät. Haben wir uns hoffnungslos selbst überschätzt? Eigentlich kann das nicht sein, da wir für unsere Verhältnisse wirklich sehr zurückhaltend gestartet sind. Aber nach der Vorgeschichte muss man sich vielleicht auch nicht wundern, wenn der Körper komische Sachen macht. Der Mensch ist eben keine Maschine. Völlig blau kämpfen wir uns weiter. Der letzte Berg wird zur Psychoprobe. Irgendein Idiot (sorry), hat den niedrigsten und den höchsten Punkt im Höhenprofil durch eine gerade Linie verbunden. Leider geht es ständig auf und ab und nie wirklich vorwärts, was in unserem Zustand schlecht ist. Zu allem Überfluss verliert Laura noch eine Flasche, was ich lässig mit dem Satz "Da fülle ich halt am nächsten Wasserpunkt eine auf" kommentiere. Das ist doof, weil der besagte Wasserpunkt sich als nicht existent herausstellt. Ich Kamel. Leider bin ich nicht wirklich ein solches (sondern ein Reptil, welches bei den heutigen Temperaturen friert). Im Resultat trockne ich auch noch ziemlich aus, denn Säugetier Laura hat Vorrang bei der Flüssigkeitsaufnahme. Letztendlich erreichen wir das Ziel nach viel zu langen >5 Stunden. Zu unserer Verwunderung hat uns bis dahin kein einziges Mixed-Team überholt. Die Zeit verstreicht und verstreicht. Schließlich stehen über 11 Minuten Vorsprung zu Buche. Mein Bruder (alias „der Trainer“), der das Live-Tracking verfolgt hat, gibt zu Protokoll, dass alle anderen Mixed-Teams das gleiche Schicksal wie uns ereilt hat und dass wir noch am wenigsten eingebrochen sind. Das passt auch mit unserem Eindruck im Ziel zusammen. Die Teampartnerin von Oscar Freire macht einen sehr bedauernswerten Eindruck. Sie sieht noch schlimmer aus, als ich mich fühle. Der gute Oscar kommt dagegen freudestrahlend ins Ziel. Die Ärmste. Bei der Abendprozedur werden wir nochmal genau gebrieft, sicher weil wir elendigen Amateure gestern so einiges falsch gemacht haben. Beispielsweise haben wir uns im Zelt einen unscheinbaren Platz gesucht. Heute heißen unsere Tischnachbarn Nino, Lars, Annika, Anna, Bart, Abraao und Frischi. Klarerweise sind wir hier etwas fehl am Platze ... aber was solls. Frischi zeigt sich von unserer Ochsenkarrentechnik begeistert und meint, dass die Einfach-Schaltung wohl nur für uns erfunden wurde. Ich habe darüber noch nie nachgedacht und bin überrascht, dass wir Hinterwäldler dem alten Fuchs noch was zeigen können. Eigentlich wäre es perfekt, wenn wir Laura links sowie rechts einen Trigger montieren könnten. Dann könnten wir die Zugseite frei wählen und sie würde nicht zum einseitigen Schimpansen mutieren. Das klingt nach einer Marktlücke. Ich hoffe, hier liest ein Sram-Manager mit. Beim Aufstellung nehmen für die Leader-Jersey-Presentation zeigt sich, dass Nino und Lars offenbar bei der Lektion „Gänsemarsch“ im Kindergarten abwesend waren. Freundlich werden sie von Nathalie eingewiesen. Erfreulich, dass wir nicht die einzigen elendigen Amateure sind. Jetzt muss ich aber Schluss machen, denn in fünf Minuten beginnt Load Shedding ...

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Sonntag, 17. März 2019

Nicht auf den Punkt fit …

... aber immerhin auf den Punkt gesund könnte die Überschrift zum Prolog des Cape Epic für uns lauten. Nachdem ein hinterhältiger Virus uns zehn Tage lang im Griff hatte, haben wir noch bis zum Freitag gebangt, ob ein Start für uns möglich sein würde. So ging es dann heute auch mit etwas gedämpften Ambitionen an den Start auf den Prolog. Hoffnung machte mir allerdings, dass Laura erfahrungsgemäß umso schneller Rennen fährt, desto länger sie vorher nicht trainiert. Aber bei mir ist es genau umgekehrt: Rennen am Ende von Ruhewochen enden meist im Standgas. Als es kurz vor elf 500 Meter von meinem Büro an der Uni Kapstadt entfernt für uns auf das Prolog-Zeitfahren ging, war ich dann auch überhaupt nicht auf Rennen fahren eingestellt. Aus dem Windschatten kam dagegen die Ansage, dass ich bitte etwas schneller fahren solle. Zügig fingen wir an, vor uns gestartete Teams aufzusammeln. Ich musste schnell einsehen, dass ich heute die Schwachstelle im Team bin und den Ochsenkarren nicht in gewohnter Weise ziehen kann. Laura superkompensierte dies allerdings ohne Weiteres. An einem sehr steilen Anstieg musste ich tatsächlich sogar kurz beißen, um dran zu bleiben. So ein Mist und das ganze dann auch noch bei für Kapstädter Verhältnisse Mistwetter, welches ich gar nicht leiden kann. Allerdings bescheinigte der (G)Armin, dass wir deutlich über unseren Erwartungen unterwegs waren. Zum Schluss ging es dann über unsere Home-Trails ins Ziel. Es ist schon etwas besonderes, beim Prolog des wohl bekanntesten Mountainbike-Etappenrennens der Welt jede Kurve in und auswendig zu kennen. Die Endzeit von 54 Minuten hätte ich unter Optimalbedingungen vielleicht für möglich gehalten, aber ganz sicher nicht unter diesen Voraussetzungen. Es greift also mal wieder die alte Weisheit: „Desto schlechter die Vorzeichen, desto besser das Resultat“. Unsere Fahrt reichte mit knapp 3,5 Minuten Vorsprung auf den in Straßenradsportkreisen recht unbekannten Spanier Oscar Freire Gomez und seine Team-Partnerin Natalia Fischer Egusquiza sowie die Schweizer Eric Morard und Florence Darbellay völlig unterwartet auch zum deutlichen Prologsieg in der Mixed-Wertung.
Morgen geht es dann auf die mit 111 Kilometern längste Etappe des diesjährigen Cape-Epic. Hier wird sich dann wirklich zeigen, wie gut wir uns von den letzten beiden Wochen erholt haben und wo wir uns einordnen werden. Denn eins ist klar:  Es ist sicher nicht schlecht den Prolog zu gewinnen, aber wirklich auf den Tisch gelegt werden die Karten erst auf den ersten beiden Etappen. Und dann muss man ja auch noch Sturz- und pannenfrei durchkommen ... und hoffen, dass der Virus nicht zurückschlägt. Es wird also spannend ...

Es geht los ...

... und der Prolog ist geschafft.

Dienstag, 12. März 2019

Wer, wie, was, warum


"Glück auf!" Das sind wir: Laura und Sebastian

Wir kennen uns seit nunmehr acht Jahren und sind 2012 das erste und bis vor kurzem letzte Etappenrennen gemeinsam gefahren, die Trans Schwarzwald, die damals noch als Teamwettbewerb ausgetragen wurde. Nach fünf turbulenten Tagen und drei Etappensiegen waren wir am Ende insgesamt das zweite Mixed-Team, mit nicht mehr als sechs Sekunden hinter den Siegern, nachdem wir am letzten Tag über 10 Minuten aufgeholt hatten.

Wir waren uns einig, dass das nicht das letzte gemeinsame Rennen bleiben sollte und freuten uns über einen Startplatz für das Cape Epic 2014. Dieses fuhr Sebastian gemeinsam mit seinem Bruder, da kurz zuvor unser ältester Sprössling das Licht der Welt erblickte. Hier mehr dazu.

In den daurauf folgenden Jahren blieb uns aus verschiedensten Gründen ein gemeinsamer Start verwehrt. Sebastian startete mit Felix Fritzsch 2016 noch einmal beim prestigeträchtigen Rennen in den Reihen der „UCI-Profis“ durch und verbuchte einen achtsamen 17. Platz. Hier zum Nachlesen.

Wir hatten schon vor langer Zeit beschlossen, nach Ende meines Studiums und für Sebastians „Post-Doc“ uns nochmal für längere Zeit ins Ausland abzusetzen. Dass dies in einem Abenteuer zu fünft enden würde, war uns damals noch nicht so bewusst, aber wir hielten an unseren Plänen fest. Die Wahl fiel zufällig auf Kapstadt, wo wir nun schon seit Anfang Oktober letzten Jahres gutes Wetter und gute Trainingsbedingungen genießen. Okay, „gute Trainingsbedingungen“ sind mit drei Kindern vermutlich Ansichtssache, aber wir sind da mittlerweile schon ein eingespieltes Team und konnten in den letzten Monaten doch einiges an Trainingsstunden akkumulieren.

Obwohl wir mehr als 10.000 km von der Heimat entfernt sind, haben wir die Unterstützung von Sponsoren aus unserer Heimat. Das ist nicht selbstverständlich und freut uns sehr. Vielen Dank im Voraus an alle, die dieses Unterfangen unterstützen, ob finanziell, mit aufmunternden Worten oder einfach blog-lesend.

Da das letzte gemeinsame Etappenrennen, wie eingangs erwähnt schon viele Jahre zurück liegt und wir gern testen wollten, ob wir uns nicht nur abseits der Rennstrecke gut vertragen, fuhren wir im Februar diesen Jahres als Vorbereitung das 4-Tage-Rennen Tankwa Trek, was praktischerweise stets von einem Ort startete und nur zwei Autostunden von Kapstadt entfernt stattfand. Wir sind mit dem 25. Gesamtrang und Platz 2 in der Mixed Kategorie sehr zufrieden. Wir konnten von Tag zu Tag besser zusammen fahren und die ersten zwar nicht schlagen, aber schon etwas ärgern. Wir würden uns freuen, wenn wir ab Sonntag da ansetzen könnten. Leider bremst uns aktuell ein hartnäckiger Infekt seit zwei Wochen aus. Es ist ja doch immer das Gleiche: Scheint einmal alles wie gewünscht zu klappen, wird Mann oder Frau kurz vorher krank. Doch wir geben uns Mühe wieder gesund zu werden und essen Obst und Gemüse um bis zum kommenden Sonntag wieder auf die Beine zu kommen. Ein paar Tage bleiben uns ja bis dahin noch. 


Sebastian in Aktion bei der Generalprobe