Heute schreibe ich,
Sebastian, mal wieder Blog – und zwar nach dem
Einfinger-Rotationssuchprinzip mit links. Das Cape-Epic ist schon für
gesunde Handgelenke eine echte Herausforderung. Wenn dann auch nur
die kleinste Störung vorliegt, wird es interessant. Entsprechend
wird das Handgelenk weiterhin soweit es geht geschont.
Die Nacht verläuft
für uns sehr ungemütlich, weil es im Apartment nur so von Mücken
wimmelt. Laura erlegt in der Nacht ein geschätztes Dutzend davon. Ich
selbst ziehe es vor, mich stechen zu lassen. Denn wie heißt es so
schön: Wenn ein Radsportler nicht fährt, liegt er oder isst (und
Letzteres bestenfalls im Liegen). Unerfreulicherweise stellen sich bei
Laura über Nacht auch Halsschmerzen ein, was ein wenig auf
die Morgenstimmung drückt. Man muss dazu aber sagen, dass ein
irritierter Hals beim Cape Epic bedingt durch Staub und Trockenheit
nicht wirklich selten ist.
Am Start sind wir heute mal pünktlicher
als sonst. Die Etappe hat es mit 89 km und 2650 Höhenmetern in sich.
In Höhenmeter pro Kilometer gerechnet ist es auch die Heftigste.
Dazu kommt, dass die Anstiege durch die Weinberge generell extrem
steil sind, was einen häufig zu Trittfrequenzen in der Größenordnung
von 40-50 1/s zwingt. Der Start direkt in den längsten Berg des
Tages erfolgt als gäbe es kein Morgen. Keine Ahnung, was die Leute
sich denken, aber soviel ist klar: Es wird sich für die Meisten
rächen (tut es auch). Wir versuchen es etwas ruhiger angehen zu lassen, auch wenn
wird dadurch in den ersten Trails des Tages die Parkkarte ziehen. Das
auf Gesamtrang drei befindliche amerikanische Mixed-Team versucht mit
der Brechstange nochmal die auf Platz zwei liegenden Spanier zu
attackieren und sie liegen zu Beginn vor uns. Allerdings ist deutlich
erkennbar, dass der Mann im Team oberhalb seiner Fähigkeiten
unterwegs ist. So sind wir bald wieder dran. Just in dem Moment
verabschieden sich die Amerikaner, die auch in den Abfahrten
ordentlich Risiko gehen, mit Defekt nach hinten. Wir behalten dagegen das
angeschlagene Tempo bei. Lauras Sitzprobleme werden zwar nicht unbedingt besser, aber sie kämpft sich tapfer durch. Alle Trails
des Tages (was ziemlich viele sind) kennt zumindest einer von uns. Es
ist mental recht hilfreich, wenn man weiß, was einen
erwartet. So streben wir unentwegt dem Ziel entgegen, während das
Quecksilber dem Siedepunkt entgegenstrebt. An der letzten Welle vorm
Ziel nehme ich mir mit Laura im Schlepptau nochmal richtig das Leben. Man(n) muss ja mal prüfen, was noch geht. Im Anschluss führt mich Laura noch richtig schön vor, als ich mich nach ihr umdrehe und sie auf der anderen Seite an mir vorbeizieht
(alles zu sehen hier). Im Ziel dürfen wir uns dann über unseren nächsten Etappensieg freuen.
Morgen wartet dann
die letzte Etappe und wenn nicht noch etwas gravierendes
Unvorhergesehenes geschieht, sind wir optimistisch, dass die 50
Minuten Polster auf die Spanier Natalia Fischer und Oscar Freire
reichen.
Musstet ihr das heute nochmal spannend machen!? Meine Nerven...
AntwortenLöschenGanz ganz tiefe Verneigung und riesen Glückwunsch zum Gesamtsieg von uns!!!