Samstag, 23. März 2019

Ein Tag verbleibt ...


Heute schreibe ich, Sebastian, mal wieder Blog – und zwar nach dem Einfinger-Rotationssuchprinzip mit links. Das Cape-Epic ist schon für gesunde Handgelenke eine echte Herausforderung. Wenn dann auch nur die kleinste Störung vorliegt, wird es interessant. Entsprechend wird das Handgelenk weiterhin soweit es geht geschont.
Die Nacht verläuft für uns sehr ungemütlich, weil es im Apartment nur so von Mücken wimmelt. Laura erlegt in der Nacht ein geschätztes Dutzend davon. Ich selbst ziehe es vor, mich stechen zu lassen. Denn wie heißt es so schön: Wenn ein Radsportler nicht fährt, liegt er oder isst (und Letzteres bestenfalls im Liegen). Unerfreulicherweise stellen sich bei Laura über Nacht auch Halsschmerzen ein, was ein wenig auf die Morgenstimmung drückt. Man muss dazu aber sagen, dass ein irritierter Hals beim Cape Epic bedingt durch Staub und Trockenheit nicht wirklich selten ist.
Am Start sind wir heute mal pünktlicher als sonst. Die Etappe hat es mit 89 km und 2650 Höhenmetern in sich. In Höhenmeter pro Kilometer gerechnet ist es auch die Heftigste. Dazu kommt, dass die Anstiege durch die Weinberge generell extrem steil sind, was einen häufig zu Trittfrequenzen in der Größenordnung von 40-50 1/s zwingt. Der Start direkt in den längsten Berg des Tages erfolgt als gäbe es kein Morgen. Keine Ahnung, was die Leute sich denken, aber soviel ist klar: Es wird sich für die Meisten rächen (tut es auch). Wir versuchen es etwas ruhiger angehen zu lassen, auch wenn wird dadurch in den ersten Trails des Tages die Parkkarte ziehen. Das auf Gesamtrang drei befindliche amerikanische Mixed-Team versucht mit der Brechstange nochmal die auf Platz zwei liegenden Spanier zu attackieren und sie liegen zu Beginn vor uns. Allerdings ist deutlich erkennbar, dass der Mann im Team oberhalb seiner Fähigkeiten unterwegs ist. So sind wir bald wieder dran. Just in dem Moment verabschieden sich die Amerikaner, die auch in den Abfahrten ordentlich Risiko gehen, mit Defekt nach hinten. Wir behalten dagegen das angeschlagene Tempo bei. Lauras Sitzprobleme werden zwar nicht unbedingt besser, aber sie kämpft sich tapfer durch. Alle Trails des Tages (was ziemlich viele sind) kennt zumindest einer von uns. Es ist mental recht hilfreich, wenn man weiß, was einen erwartet. So streben wir unentwegt dem Ziel entgegen, während das Quecksilber dem Siedepunkt entgegenstrebt. An der letzten Welle vorm Ziel nehme ich mir mit Laura im Schlepptau nochmal richtig das Leben. Man(n) muss ja mal prüfen, was noch geht. Im Anschluss führt mich Laura noch richtig schön vor, als ich mich nach ihr umdrehe und sie auf der anderen Seite an mir vorbeizieht (alles zu sehen hier). Im Ziel dürfen wir uns dann über unseren nächsten Etappensieg freuen.
Morgen wartet dann die letzte Etappe und wenn nicht noch etwas gravierendes Unvorhergesehenes geschieht, sind wir optimistisch, dass die 50 Minuten Polster auf die Spanier Natalia Fischer und Oscar Freire reichen.

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Schiene für die Hand auf afrikanisch

1 Kommentar:

  1. Musstet ihr das heute nochmal spannend machen!? Meine Nerven...
    Ganz ganz tiefe Verneigung und riesen Glückwunsch zum Gesamtsieg von uns!!!

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