Freitag, 22. März 2019

Heute sind wir wieder dran

Sebastian schont seine Hand, darum schreibe ich, Laura, heute wieder.
Heute ging es für uns über 100 km auf der „Queen Stage“ (also derjenigen mit den meiten Höhenmetern – 2850 an der Zahl) nach Stellenbosch. Mein Sitzfleisch wurde schon während der zweiten Etappe arg in Mitleidenschaft gezogen, da ich im Kerzenschein bei Loadshedding versehentlich eine bis dahin ungetragene Radhose erwischt hatte. Das mit dem Sitzen wurde seitdem wie zu erwarten eher schlechter als besser, sodass ich vor der Etappe nicht so recht wusste, wie das klappen sollte. Gestern wurde noch ein anderer Sattel montiert, denn es konnte nur besser werden. Auf jeden Fall war ich bis kurz vor knapp noch im Toilettenhäuschen zugange um zentimerterdick Sitzcreme aufzutragen während Sebastian mit den Hufen scharrte. Doch wir schafften es, wie so oft, gerade noch rechtzeitig und durften uns wieder ganz vorne an den A-Startblock stellen. Das hat schon was.
Es war ein wunderschöner Sonnenaufgang heute morgen, doch so richtig konnte ich es nicht genießen. Die Männerteams gaben Vollgas und meine noch ohne große Schmerzen (in den Beinen) abrufbare Leistung reichte nicht so recht um da gut mitzuhalten. Kurz gesagt, ich ging schon am Anfang am Stock, wobei mir gehen in jedem Fall lieber als auf dem Sattel sitzen gewesen wäre.
Ich war froh, als Sebastian dann entschied, dass wir die anderen fahren lassen und unser eigenes Ding machen. Dann konnte ich auch einen Blick nach rechts und links werfen um diese atemberaubende Landschaft heute zu genießen, die ein Südafrikaner mit „Schie“ betitelte. Wir bringen dem ein oder anderen also auch noch ein bisschen Erzgebirgisch bei.
Nach ca. 40 km erwartete uns „Gantouw Pass“. Sebastian war der vom 2014er Epic mit seinem Bruder noch im schlechter Erinnerung. Heute war es trocken und so konnten wir die Pflichtschiebe/-tragepassage über 1,1 km ohne nennenswerte Einbußen bewältigen. Von da an ging es wellig entgegen dem King‘s Climb. Adelheid Morath und Candice Lill kamen am Berg angeflogen, wurden in der Ebene wieder abgehängt, aber fuhren am Berg wieder an uns ran. Der folgende Downhill über die Helderberg Trails war schön und lang, zu lang für unseren körperlichen Zustand. Aber wir kamen unten an. Von da an ging es bergauf und bergab durch meist Weinberge gen Ziel. Als ich ein paar Bodenwellen sehr unsanft traf und vor Schmerzen Sterne sah, musste ich mal ganz laut schimpfen. Ich weiß, dass Sebastian das ganz und gar nicht mag, aber danach ging‘s mir wieder besser und ich denke, er hat mir mittlerweile verziehen.
Gen Ende wurde es zäh, aber es ist schon erstaunlich, wozu Geist und Körper auch nach vielen Tagen noch imstande sind.
Kurz, wir kamen ins Ziel und konnten die Etappe noch einmal gewinnen. Oscar und Natalia sind heute anscheinend sehr stark gefahren und nicht mal zwei Minuten hinter uns ins Ziel gekommen.
Am Abend steckt uns noch der Cape-Epic-Küchenchef Gino (der zufällig zu Oscars Hochzeiten in Diensten von Team Rabobank war), dass er Oscar am letzten Wasserpunkt ein kleines Glas Wein angeboten hat, welches dieser im Fahren nahm und austrank. Nach der Siegerehrung fragt Sebastian folgerichtig Oscar, ob er auch ein Glas Wein von Gino am letzten Wasserpunkt angeboten bekommen habe und fügt hinzu, dass er fast die ganze Flasche geleert habe, aber am letzten Rest gescheitert sei  …

P. S.: Unser Siegerinterview von heute gibt es hier ab 3:48:40 h.

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