Montag, 18. März 2019

Der heutige Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat ...

... mit Load Shedding (Stromabschaltung, wer sich dazu genauer informieren will, kann sich hier informieren). Seit gestern befinden wir uns wieder in Stage 4 Load Shedding, was bedeutet, dass der Strom ziemlich oft weg ist. So manövrieren wir also morgens um 5 mit dem Handy-Licht sowie Teelichtern durch die Küche, um unsere Haferflocken in kaltem Wasser einzuweichen – ieeeh. Wäre man mal clever genug gewesen, den Gasherd in Betrieb zu nehmen. Vor dem Beginn der Etappe verursachen wir beinahe einen Nervenzusammenbruch bei „Athlete Services Coordinator“ Nathalie, weil wir ja noch nicht so oft, um nicht zu sagen noch nie, ein Führungstrikot beim Cape Epic getragen haben. Bereits früh um 6 kriege ich eine SMS von ihr, dass wir uns vor dem Start in der Call-Up-Area einfinden sollen. Dumm, wenn man nicht weiß, wo die ist. Als erstes fragen wir ganz vorn beim Startblock. Von dort aus schickt man uns nach ganz hinten. Dort wiederum stellt man fest, dass wir nach ganz vorn gehören. Also stellen wir uns vorn hin. Dort wiederum stellt man fest, dass wir dort auch nicht hingehören. Schließlich eilt Nathalie herbei, um uns den rechten Weg zu weißen. Schlussendlich landen wir „just in time“ am richtigen Ort. Von ganz vorne zu starten ist angenehm, da man sich nicht erst durch ein Feld von viel zu schnell startenden, meist sich hoffnungslos selbst überschätzenden Bikern kämpfen muss. So geht es für uns sehr ruhig los. Das entspricht auch unserem Plan, denn wir wissen ja nicht, wie unsere Körper auf den langen Tag reagieren werden. Nichtsdestotrotz sind wir vom ersten Meter an das führende Mixed-Team. Es läuft alles nach Plan. Ungünstig ist, dass sich das nach drei Stunden ändert, weil wir ab dort von einem Moment auf den anderen nur noch im Standgas unterwegs sind. Ein Fahrer, der auf den Spitznamen „Frischi“ hört, versucht uns zu motivieren. Aber es ist längst zu spät. Haben wir uns hoffnungslos selbst überschätzt? Eigentlich kann das nicht sein, da wir für unsere Verhältnisse wirklich sehr zurückhaltend gestartet sind. Aber nach der Vorgeschichte muss man sich vielleicht auch nicht wundern, wenn der Körper komische Sachen macht. Der Mensch ist eben keine Maschine. Völlig blau kämpfen wir uns weiter. Der letzte Berg wird zur Psychoprobe. Irgendein Idiot (sorry), hat den niedrigsten und den höchsten Punkt im Höhenprofil durch eine gerade Linie verbunden. Leider geht es ständig auf und ab und nie wirklich vorwärts, was in unserem Zustand schlecht ist. Zu allem Überfluss verliert Laura noch eine Flasche, was ich lässig mit dem Satz "Da fülle ich halt am nächsten Wasserpunkt eine auf" kommentiere. Das ist doof, weil der besagte Wasserpunkt sich als nicht existent herausstellt. Ich Kamel. Leider bin ich nicht wirklich ein solches (sondern ein Reptil, welches bei den heutigen Temperaturen friert). Im Resultat trockne ich auch noch ziemlich aus, denn Säugetier Laura hat Vorrang bei der Flüssigkeitsaufnahme. Letztendlich erreichen wir das Ziel nach viel zu langen >5 Stunden. Zu unserer Verwunderung hat uns bis dahin kein einziges Mixed-Team überholt. Die Zeit verstreicht und verstreicht. Schließlich stehen über 11 Minuten Vorsprung zu Buche. Mein Bruder (alias „der Trainer“), der das Live-Tracking verfolgt hat, gibt zu Protokoll, dass alle anderen Mixed-Teams das gleiche Schicksal wie uns ereilt hat und dass wir noch am wenigsten eingebrochen sind. Das passt auch mit unserem Eindruck im Ziel zusammen. Die Teampartnerin von Oscar Freire macht einen sehr bedauernswerten Eindruck. Sie sieht noch schlimmer aus, als ich mich fühle. Der gute Oscar kommt dagegen freudestrahlend ins Ziel. Die Ärmste. Bei der Abendprozedur werden wir nochmal genau gebrieft, sicher weil wir elendigen Amateure gestern so einiges falsch gemacht haben. Beispielsweise haben wir uns im Zelt einen unscheinbaren Platz gesucht. Heute heißen unsere Tischnachbarn Nino, Lars, Annika, Anna, Bart, Abraao und Frischi. Klarerweise sind wir hier etwas fehl am Platze ... aber was solls. Frischi zeigt sich von unserer Ochsenkarrentechnik begeistert und meint, dass die Einfach-Schaltung wohl nur für uns erfunden wurde. Ich habe darüber noch nie nachgedacht und bin überrascht, dass wir Hinterwäldler dem alten Fuchs noch was zeigen können. Eigentlich wäre es perfekt, wenn wir Laura links sowie rechts einen Trigger montieren könnten. Dann könnten wir die Zugseite frei wählen und sie würde nicht zum einseitigen Schimpansen mutieren. Das klingt nach einer Marktlücke. Ich hoffe, hier liest ein Sram-Manager mit. Beim Aufstellung nehmen für die Leader-Jersey-Presentation zeigt sich, dass Nino und Lars offenbar bei der Lektion „Gänsemarsch“ im Kindergarten abwesend waren. Freundlich werden sie von Nathalie eingewiesen. Erfreulich, dass wir nicht die einzigen elendigen Amateure sind. Jetzt muss ich aber Schluss machen, denn in fünf Minuten beginnt Load Shedding ...

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Shaun Roy/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

1 Kommentar:

  1. SRAM liest mit 😉 und hat es bei Nino schon installiert. Krasse storry. Das euer potenzial groß ist war mir bewusst. Aber so meinen größten Respekt! Livestream ist immer on! Weiter geht's. Gute Erholung.

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