Sonntag, 24. März 2019

Geschafft (mit letzer Kraft)

Heute morgen ist die Stimmung wieder suboptimal. Lauras Halsschmerzen sind nicht wirklich besser geworden über Nacht. Den anderen scheint es aber nicht viel besser zu gehen, denn es ist nach dem Startschuss recht still im Feld. Die Stille wird nur durch den lauten Ausruf „Legs are grey“ von Erik Dekker (man hat den Eindruck, hier vom halben ehemaligen Team Rabobank umgeben zu sein) unterbrochen. Ein anderer Fahrer kommentiert das mit „No worries, at the end of the day they‘ll be brown“. Wir müssen schon am ersten Berg einsehen, dass es heute für uns nur noch darum geht, dass Ziel zu erreichen. Laura kann nur schwer atmen und ihre Sitzprobleme sind nochmal deutlich schlimmer geworden. So wird es für sie eine ziemliche Quälerei über die eigentlich schönen Trails. Das gute an der Sache ist natürlich, dass wir seeehr defensiv fahren und damit ein Defekt sehr unwahrscheinlich ist. Nach mehr als 3,5 Stunden Fahrzeit kommt schließlich mit Val de Vie das Ziel in Sicht. Laura ist so kaputt, dass ich ihr auf der Zielgerade den Arm zum Jubeln hochheben muss. Für mehr als Gesamtplatz vier auf der Etappe reicht es heute nicht, aber das ist uns egal, denn wir sichern uns trotzdem den Gesamtsieg mit mehr als 35 Minuten Vorsprung auf Oscar Freire und Natalia Fischer. Nach Zieldurchfahrt und Champagnerdusche wird es für uns lausige Amateure ohne Betreuerstab dann alles etwas hektisch. Zügiges Saubermachen, Interview, Interview, irgendwo Fahrräder loswerden, ab zur Siegerehrung. Letztere ist generalstabsmäßig durchgeplant. Hinter der Bühne werden die jeweils nächsten per Mikrofon in eine Call-Up-Area aufgerufen. Das macht alles ein bisschen den Eindruck wie das Wartezimmer beim Arzt. Beim abschließenden Foto mit allen Siegern lege ich beinahe noch medienwirksam den Stunt des Tages hin, weil ich auf dem ganzen Champagner auf der Bühne ausrutsche und mich nur geradeso auf den Beinen halten kann. Anschließend folgt mit dem Einpacken der Autos Etappe Nummer acht. Wir bewältigen das souverän. Für die Heimfahrt trifft das allerdings nicht mehr so ganz zu, weil wir uns verlieren und meine Eltern in Kapstadt umherirren. Letztlich wird auch dieses Problem gelöst und wir landen wohlbehalten wieder im trauten Heim. Jetzt sind wir doch alle gut abgearbeitet und wollen eigentlich nur noch ins Bett. Mal sehen, ob ich morgen in der Vorlesung die Kreide halten kann ...

An dieser Stelle möchte ich auch schon einmal ein großes Dankeschön an alle Sponsoren und Unterstützer, die unser Unternehmen Cape Epic unterstützt und möglich gemacht haben, aussprechen. An erster Stelle sind dabei meine Eltern zu nennen, die die ganze Woche mit uns unterwegs waren und auf die Kinder aufgepasst haben – sowohl wenn wir unterwegs waren als auch wenn wir nicht mehr dazu in der Lage waren.

Wenn in ein paar Tagen die Wunden geleckt und die Woche verarbeitet sind, gibt es nochmal eine Nachlese zu unserem Projekt Cape Epic. Bis dahin!

Unser Zieleinlauf im Video: hier
Unser Zielinterview im Video: hier


Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

Photo by Xavier Briel/Cape Epic

Photo by Nick Muzik/Cape Epic

Photo by Sam Clark/Cape Epic

4 Kommentare:

  1. Saustark, dass ihr durchgehalten habt, und grandios, sogar den Gesamtsieg einzufahren! Herzlichen Glückwunsch!

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  2. Meinen Glückwunsch! SauStarke Leistung. Unter all diesen Profis sich so zu behaupten ist schon beeindruckend. Hut ab!

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